"Wunderbar!" - Wie ein argentinischer Ingenieur für die Liebe seine Karriere aufgab
"Wunderbar!" - Wie ein argentinischer Ingenieur für die Liebe seine Karriere aufgab
"Wo bist du? Cafe?" – eine simple WhatsApp-Nachricht von Facundo an mich, und schon beginnt in der Toro Tapasbar Karlsruhe eine Erzählung, die zeigt, wie wichtig Liebe, Mut und ein breites Lächeln sind. Was folgt, ist die bemerkenswerte Geschichte eines argentinischen Ingenieurs, der für die Liebe eine steile Karriere aufgab und in Deutschland bei null anfing.
Der Sunnyboy aus Santa Fe
Facundo Adrian Daulon betritt die Toro Tapasbar mit seinem charakteristischen breiten Lächeln – jenem Lächeln, das Mario sofort daran erinnert, warum er diesem Mann vor Jahren eine Chance gab. "Die Natur hat bei Facundo an Sympathie, Empathie und Ausstrahlung nicht gespart", beschreibt Mario seinen ehemaligen Mitarbeiter. "Ein echter Gentleman, der unverschämt gut aussieht."
"Wunderbar!", ruft Facundo zur Begrüßung – ein Wort, das eine besondere Bedeutung hat, da es eines der ersten deutschen Wörter war, die er in Deutschland lernte. Diese kleine Anekdote ist symptomatisch für Facundos Herangehensweise: pragmatisch, optimistisch und mit einem Augenzwinkern.
Seit September 2019 lebt Facundo nun in Karlsruhe, eine Reise, die ihn direkt aus Santa Fe Stadt in Argentinien in die badische Metropole führte. In Santa Fe, einer Stadt mit rund 400.000 Einwohnern in der gleichnamigen Provinz, absolvierte er seine Schulausbildung und sein Ingenieursstudium. Dort arbeitete er auch in seinem erlernten Beruf – und dort lernte er die Liebe seines Lebens kennen.
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"Wunderbar!" - Wie ein argentinischer Ingenieur für die Liebe seine Karriere aufgab |
Liebe im sozialen Engagement: Die Geschichte von Facundo und Mili
"Wo hast du Mili kennengelernt?", fragt Mario neugierig. Die Antwort offenbart den Charakter beider Protagonisten: "Wir haben uns bei sozialen Arbeiten kennengelernt. Itati, Itati por la Virgen de Itati."
(Die Jungfrau von Itatí (Spanisch: Nuestra Señora de Itatí), auch bekannt als die Jungfrau von Itatí, ist eine römisch-katholische Bezeichnung für die Jungfrau Maria. Ihr Hauptheiligtum befindet sich in der Stadt Itatí in der Provinz Corrientes, Argentinien. Ihr Festtag wird am 9. Juli gefeiert, mit einer Jubiläumfeier am 16. Juli. )
Für alle Nicht-Argentinier erklärt Facundo: "In unserer Freizeit haben wir den armen Kindern bei den Schulaufgaben geholfen, die Erwachsenen beim Erlernen eines Berufes, Nachhilfeunterricht gegeben, warme Mahlzeiten verteilt und so weiter."
Dass sich zwei Menschen beim ehrenamtlichen Engagement für Benachteiligte kennenlernen, sagt viel über ihre Werte aus. "In diesem sozialen Kontext habt ihr euch kennengelernt? Klasse!", kommentiert Mario anerkennend.
Maria de Los Milagros – Mili, wie sie liebevoll genannt wird – erwies sich als ebenso talentiert wie engagiert. Eines Tages erhielt sie eine Zusage, die ihr Leben und das ihres Partners grundlegend verändern sollte: Die Universität Karlsruhe und das Chemieunternehmen BASF boten ihr die Möglichkeit, ein Jahr in Deutschland zu verbringen, um ihre Abschlussarbeit zu schreiben.
Die große Trennung: Ein Jahr ohne Gewissheit
Die Entscheidung war getroffen: Mili ging alleine nach Karlsruhe, im Wissen, dass Facundo auf sie warten würde. "Ein Jahr ist eine lange Zeit, aber das Jahr verging im Nu", erinnert sich Facundo. Doch dann kam die Wendung, mit der niemand gerechnet hatte: "Das Problem war: Mili war so gut in dem, was sie machte, dass man ihr die Möglichkeit gab, noch länger in Deutschland zu bleiben."
Für Facundo war dies der Moment der Wahrheit. "Es war an der Zeit, dem Schicksal nachzuhelfen. Er war nicht bereit, ohne Mili zu leben", erzählt Mario die Geschichte weiter. Die Lösung war radikal und romantisch zugleich: Ticket gekauft und ab nach Deutschland.
Hier kommt ein Detail ins Spiel, das viele Argentinier teilen: "Wie viele Argentinier hat er auch die doppelte Staatsbürgerschaft, obwohl er kein Italienisch kann." Diese italienischen Wurzeln, ein Erbe der großen Einwanderungswellen des 19. und 20. Jahrhunderts, erleichterten Facundo die Einreise nach Europa erheblich – auch wenn seine Italienischkenntnisse gegen null tendierten.
Von der Führungsposition zur Küchenarbeit: Ein Neuanfang ohne Berührungsängste
In Deutschland angekommen, begann für Facundo eine neue Realität. Obwohl er in Argentinien eine hohe Position bei seiner Firma in Santa Fe innehatte – einem Unternehmen mit 3.000 Angestellten – war ihm klar, dass er in Deutschland zunächst andere Wege gehen musste. Seine Bewerbungsstrategie war pragmatisch: Er suchte über Facebook-Gruppen, besonders in allen spanischen Gruppen, nach Arbeitsmöglichkeiten.
"Er wusste, obwohl Ingenieur, dass er nur bestimmte Angebote bekommen würde. Er war sich aber nicht zu schade", betont Mario. Diese Einstellung sollte sich als Schlüssel zum Erfolg erweisen.
"Von den vielen Bewerbungen, wie viele haben geantwortet?", fragt Mario. Facundos Antwort ist ernüchternd und dankbar zugleich: "Nur du, Mario, und ich danke dir sehr, dass du mich damals in dein Team aufgenommen hast."
Marios Antwort spiegelt seine Philosophie als Arbeitgeber wider: "Ich gebe jedem eine Chance. Es ehrt dich, dass du mir dafür dankst und dass du dir nicht zu schade warst, als Studierter im Restaurant zu arbeiten."
Der harte Weg zum Erfolg: Deutsch lernen und Gastronomieerfahrung sammeln
Was folgte, war eine Zeit, die Facundo selbst als "hart, aber schön" beschreibt. Sein Tagesablauf war straff durchgetaktet: "Morgens Deutschunterricht von 8:30 bis 13:00, abends ab 16:00 im Restaurant in der Küche bis spät in die Nacht."
Diese Doppelbelastung über Monate hinweg zu bewältigen, ist eine bemerkenswerte Leistung. Hier zeigt sich Facundos Charakter: Zielstrebigkeit gepaart mit der Bereitschaft, auch ungewohnte Wege zu gehen. Vom klimatisierten Büro eines Ingenieurs in die heiße Küche eines Restaurants – ein Wechsel, der nicht jedem leichtfällt.
Integration mit argentinischem Akzent
Mittlerweile haben sich die Dinge zum Positiven gewendet. Facundo und Mili sind verheiratet, erwarten bald Nachwuchs, und ihr Deutsch ist fast perfekt – "natürlich mit diesem besonderen argentinischen Akzent", wie Mario schmunzelnd anmerkt. Diese sprachliche Färbung ist nicht nur charmant, sondern auch ein Zeichen dafür, dass Integration nicht Assimilation bedeuten muss.
Die Familie wird bald Besuch aus der Heimat bekommen: "Meine Eltern, Judit Isabel und Adrian Mario, kommen jetzt im Sommer nach Europa, und ich werde ihnen die Toro Tapasbar vorstellen – da, wo alles begann", erzählt Facundo mit sichtlichem Stolz. Es ist ein symbolischer Moment: Die Eltern besuchen den Ort, an dem ihr Sohn seinen deutschen Weg begann.
Auch Milis Eltern, Horacio und Laura, haben das junge Paar bereits in Deutschland besucht. "Sie fanden Europa sehr schön und spannend", berichtet Facundo. Diese familiären Besuche zeigen, wie Migrationsgeschichten ganze Familien verbinden und neue kulturelle Brücken entstehen lassen.
Was bleibt: Heimweh und neue Heimat
Auf die Frage, was er aus Argentinien vermisse, wird Facundo nachdenklich. "Das Essen und meine Freunde und Familie", antwortet er ehrlich. Beim Essen denkt er besonders an:
- Asado: Das legendäre argentinische Grillfest, bei dem nicht nur Fleisch, sondern Gemeinschaft zelebriert wird
- Empanadas: Die gefüllten Teigtaschen, die in jeder Familie nach eigenem Rezept zubereitet werden
- Milanesas: Panierte Schnitzel nach argentinischer Art, Comfort Food par excellence
- Dulce de Leche: Die Karamellcreme, die in Argentinien praktisch zu allem passt
- Mate: Mehr als nur ein Getränk – ein Ritual des Teilens und der Gemeinschaft
Fazit: Eine moderne Migrationsgeschichte
Facundo Daulons Geschichte ist exemplarisch für moderne Migration: qualifiziert, freiwillig und von persönlichen Entscheidungen getrieben. Sie zeigt, wie Menschen bereit sind, etablierte Karrieren aufzugeben, wenn Liebe und neue Lebensperspektiven winken.
Wenn Facundo heute "Wunderbar!" sagt, dann meint er das nicht nur als höfliche Floskel. Es ist der Ausdruck eines Mannes, der seinen Weg gefunden hat – zwischen zwei Welten, zwei Kulturen und mit einem Lächeln, das Kontinente überbrückt.
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Meta-Beschreibung: Die beeindruckende Geschichte von Facundo Daulon: Wie ein argentinischer Ingenieur für die Liebe seine Karriere aufgab und in Karlsruhe neu anfing. Von Santa Fe zur Toro Tapasbar - eine moderne Migrationsgeschichte mit Herz und Humor.
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